Körperlicher Stress – Der übersehene Faktor: Wie die Stressregulation besser funktioniert
Wir alle kennen das Gefühl: Wir sind gestresst, fühlen uns müde und ausgepowert. Da ist ein Zipperlein hier, ein Ziehen da, mal Verspannungen, mal eine schlechte Verdauung. Doch wenn wir beim Arzt sind, findet man oft keine „organischen“ Ursachen. Die Diagnose lautet dann: „Es ist der Stress“, denn wer hat heutzutage keinen? Oft wird die Ursache in der Psyche gesucht. Aber was ist, wenn es sich nicht nur um mentalen Stress handelt? Was, wenn der wahre Stress in unserem Körper verborgen ist?

Quelle: KI
Körperlicher Stress – Der übersehene Faktor
Stress ist nicht nur eine mentale oder emotionale Belastung, sondern findet auch auf der körperlichen Ebene statt. Körperlicher Stress kann in vielen Formen auftreten: Entzündungen, mitochondrialer Stress, Vitalstoffmangel, Leaky Gut, oxidativer Stress und viele andere Faktoren können die Ursache für die Beschwerden sein, die wir erleben. Der Körper befindet sich in einem ständigen Zustand von Alarmbereitschaft („Stress“), was zu Verspannungen, Schmerzen, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall und anderen Stresssymptomen führen kann.
Stressbewältigung: Der Schlüssel zur Heilung
Es ist wichtig zu verstehen, dass körperlicher Stress genauso behandelt werden muss wie emotionaler Stress, um eine ganzheitliche Heilung zu erreichen. Während die Schulmedizin oft nur auf die psychische Ebene des Stresses eingeht, ist es genauso wichtig, die körperlichen Ursachen zu finden und zu behandeln. Nur so kann eine effektive und nachhaltige Stressregulation auf allen Ebenen stattfinden.

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Entzündungen – Der stille Stressfaktor
Chronische Entzündungen sind eine der häufigsten Ursachen für körperlichen Stress. Diese Entzündungen können sich über Jahre entwickeln und sich durch Beschwerden wie Schmerzen, Verdauungsprobleme oder sogar Schlafstörungen bemerkbar machen. Stille Entzündungen kommen in Zähnen, im Kiefer, in Gallenblasen, Eierstöcken, der Prostata, Mandeln (Tonsillen), Wurmfortsätzen und Nasennebenhöhlen, aber auch anderen Körperteilen vor. Dort entstehen dann oxidativer und nitrosativer Stress sowie belastende Toxine. Dieser körperliche Stress – der doch organischen Ursprungs ist – wird von den Standardverfahren wie Blutbildern und Röntgenaufnahmen häufig nicht erkannt.
Wenn der Körper sich ständig in einem Zustand von „Alarm“ befindet, führt das zu einer Erschöpfung der Selbstregulationskräfte. Stressregulation durch ganzheitliche Therapien wie Akupunktur, Atemtechniken und Mikronährstofftherapien oder chinesische Pharmakologie kann helfen, die Entzündungen zu lindern und das System zu beruhigen. -
Vitalstoffmangel – Stress durch Nährstoffdefizite
Ein oft übersehener Faktor, der den Körper in Stress versetzen kann, ist ein Mangel an essenziellen Nährstoffen. Ein Defizit an Vitalstoffen wie Magnesium, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren oder B-Vitaminen beeinträchtigt die Fähigkeit des Körpers zur effektiven Stressbewältigung. Ohne ausreichende Versorgung mit diesen Mikronährstoffen fällt es dem Körper schwer, sich zu regenerieren und auf Stressoren angemessen zu reagieren.
B-Vitamine: Stärkung des Nervensystems
B-Vitamine, insbesondere B1, B2, B6, B12 und Folsäure, sind entscheidend für die Gesundheit des Nervensystems. Sie unterstützen die Bildung von Neurotransmittern wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin, die für Stimmung und Stressresistenz verantwortlich sind. Studien haben gezeigt, dass eine ausreichende Zufuhr von B-Vitaminen die Stimmung verbessert und die Stressresistenz erhöht. Ein Mangel kann zu erhöhter Reizbarkeit und verminderter Stressbewältigung führen.Magnesium: Regulierung von Stresshormonen
Magnesium wird auch als das Mineral der Ruhe und Ausgeglichenheit bezeichnet. Man kennt es von Wadenkrämpfen bei Magnesiummangel: Die Muskulatur spielt verrückt, krampft, zuckt, aber ist alles andere als entspannt und stressresilient. Die bessere Adaptionsfähigkeit durch Magnesium kommt unter anderem daher, dass es eine Schlüsselrolle bei der Regulierung von Stresshormonen wie Cortisol hat. Es unterstützt das Nervensystem, fördert die Muskelentspannung und hilft, den Cortisolspiegel zu regulieren. Studien zeigen, dass Magnesium die Ausschüttung von Stresshormonen senken und die Schlafqualität verbessern kann, was wiederum die Stressbewältigung unterstützt.Vitamin D: Einfluss auf die Stimmung
Vitamin D beeinflusst die Stimmung und die allgemeine Stressregulation. Niedrige Vitamin-D-Spiegel wurden mit Angstzuständen, depressiver Verstimmung und verminderter geistiger Leistungsfähigkeit in Verbindung gebracht. Eine ausreichende Versorgung kann helfen, die Stimmung zu stabilisieren und die Fähigkeit zur Stressbewältigung zu verbessern.Omega-3-Fettsäuren: Unterstützung bei der Stressbewältigung
Omega-3-Fettsäuren, insbesondere EPA und DHA, haben positive Auswirkungen auf die Stressreaktion. Sie können Entzündungen reduzieren und die Ausschüttung von Stresshormonen regulieren. Ein schlechter Omega-6:3-Quotient geht mit einer verminderten mentalen Stärke einher. Auf Zellebene sind auch die wichtigen Zellmembranen gestört, was den Zellschutz und die Kommunikation beeinträchtigt. -
Leaky Gut – Der verborgene Stressfaktor im Darm
Leaky Gut, auch als „durchlässiger Darm“ bekannt, ist eine Erkrankung, bei der die Darmbarriere geschädigt wird und unvollständig verdaute Nahrungsbestandteile sowie Toxine in den Blutkreislauf gelangen. Diese Eindringlinge lösen eine Entzündungsreaktion aus. Nicht nur eine schlechtere Verdauung und geminderte Vitalstoffaufnahme sind die Folge, sondern auch das Auftreten von „silent inflammation“, Nahrungsmittelallergien und Unverträglichkeiten. Eine Folge kann auch das sogenannte „Leaky Brain“ (durchlässiges Gehirn) sein, welches zur Neuroinflammation, Erschöpfung, Leistungsminderung, „brain fog“, Konzentrationsstörungen und Schlafstörungen führt.
Die Verbindung zwischen Leaky Gut und Stress ist nach wie vor wenig bekannt, doch sie ist entscheidend für das Verständnis von chronischen Stresszuständen. Der Zusammenhang zwischen Darm und Gehirn ist hinlänglich bewiesen. Stressregulation in diesem Fall erfordert eine angepasste Ernährung, Probiotika und Akupunktur, um das Mikrobiom wieder ins Gleichgewicht zu bringen. -
Oxidativer Stress – Der messbare Zellstressor
Oxidativer Stress ist ein unsichtbarer, aber mächtiger Stressfaktor, der auf zellulärer Ebene wirkt. Er entsteht, wenn freie Radikale – hochreaktive Moleküle – das Gleichgewicht der Antioxidantien im Körper überfordern. Diese freien Radikale verursachen Schäden an Zellen und Geweben und können zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen, von vorzeitiger Alterung bis hin zu chronischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.
Die Rolle von Antioxidantien
Glücklicherweise verfügt der Körper über eigene Abwehrmechanismen in Form von Antioxidantien, die freien Radikalen entgegenwirken. Um jedoch eine ausreichende Abwehrkraft gegen oxidativen Stress zu haben, ist es entscheidend, den Körper mit den richtigen Nährstoffen zu versorgen. Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E und Beta-Carotin sind besonders wichtig und sollten regelmäßig über die Nahrung aufgenommen werden.Wichtige Nährstoffe zur Stressbewältigung
Neben den klassischen Antioxidantien spielen auch andere Nährstoffe eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von oxidativem Stress:- Omega-3-Fettsäuren: Diese gesunden Fette haben entzündungshemmende Eigenschaften und tragen dazu bei, oxidativen Stress zu reduzieren. Sie sind in fettem Fisch, Chia-Samen oder Walnüssen enthalten.
- Vitamin D: Ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel ist entscheidend, um das Immunsystem zu unterstützen und die Wirkung von Stress zu regulieren. Vitamin D hat auch antioxidative Eigenschaften und hilft, die Zellen vor Schäden zu schützen.
- Vitamin E: Dieses starke Antioxidans schützt die Zellmembranen vor oxidativen Schäden und trägt zur Hautgesundheit und Zellregeneration bei.
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Wasser ist nicht nur für die Entgiftung des Körpers wichtig, sondern unterstützt auch die Zellen bei der Reparatur und dem Schutz vor oxidativen Schäden.
Stressregulation: Ein Schlüssel zur Prävention
Neben der richtigen Ernährung spielt auch die Fähigkeit zur Stressbewältigung eine zentrale Rolle im Umgang mit oxidativem Stress. Chronischer Stress verstärkt die Produktion von freien Radikalen, was den Körper zusätzlich belastet. Methoden wie Achtsamkeitstraining, Atemtechniken, Meditation und regelmäßige Bewegung helfen, das Stressniveau zu senken und den oxidativen Stress zu minimieren.
Fazit: Ganzheitliche Stressbewältigung für nachhaltige Gesundheit
Stress ist ein komplexes, vielschichtiges Phänomen, das nicht nur unsere Psyche, sondern auch unseren Körper in Mitleidenschaft zieht. Körperlicher Stress, verursacht durch chronische Entzündungen, Vitalstoffmängel, oxidativen Stress oder mitochondriale Dysfunktion, hat tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unsere Fähigkeit, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen. Ein Teufelskreis aus ständigem Alarmzustand und Erschöpfung wird in Gang gesetzt, der ohne gezielte Maßnahmen nicht durchbrochen werden kann.
Doch die gute Nachricht ist: Stress ist messbar und damit auch behandelbar. Mit den richtigen Tests und Diagnosen, wie etwa der Messung von oxidativem Stress, Entzündungsmarkern oder Vitalstoffdefiziten, können wir gezielt herausfinden, wo im Körper der „Stress“ sitzt und welche Therapien am wirkungsvollsten sind. Denn nur was messbar ist, kann auch effektiv verbessert werden.
Die ganzheitliche Stressbewältigung setzt auf eine integrative Herangehensweise, die sowohl körperliche als auch emotionale Stressursachen berücksichtigt. Mit Methoden wie Akupunktur, Atemtechniken, Mikronährstofftherapien, einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung aktivieren wir die Selbstregulationsmechanismen des Körpers und ermöglichen eine nachhaltige Heilung. Indem wir den Körper als Ganzes betrachten, können wir nicht nur die Symptome lindern, sondern auch die tieferliegenden Ursachen des Stresses gezielt behandeln.
Die Messbarkeit von Stress und seiner Ursachen eröffnet die Möglichkeit, personalisierte und präzise Therapien zu entwickeln, die den individuellen Bedürfnissen jedes Einzelnen gerecht werden. Stressbewältigung ist somit kein abstraktes Ziel, sondern ein messbarer, erreichbarer Prozess – der Weg zu einer besseren Gesundheit und einem ausgeglicheneren Leben. Nur wer seinen Stress erkennt und versteht, kann ihn nachhaltig regulieren und seine Lebensqualität zurückgewinnen.
Denn es gibt nichts Besseres, als dem natürlichen Wirken deines Körpers zu folgen.
Über den Autor:

Dr. med. Arne Ströhlein
war jahrelang in der Abteilung interdisziplinäre Schmerztherapie der Universität Witten-Herdecke an der Vestischen Kinder- und Jugendklink in Datteln tätig. Er bildete dort im Bereich Schmerztherapie mit Schwerpunkt Chinesischer Medizin und Akupunktur, außerdem bei der deutschen Gesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin (DGTCM.de), Universität Porto und der Universität Magdeburg (Abteilung Allgemeinmedizin) Ärzte, Studierende und weitere Personen des Gesundheitssystems fort.